„Man kann nur das aus dem Ärmel schütteln, was man vorher auch hineingesteckt hat“, war stets der Leitspruch von Carrell. Dass Silbereisen ein solches Ass im Ärmel für das Deutsche Fernsehen ist, hat Rudi schon sehr früh erkannt.
„Eigentlich hatte ich schon geglaubt, mein Beruf ist ausgestorben. Aber der Florian macht wieder Mut!“, sagte er in einer Doku über seinen Kollegen. „Mein Wunsch ist, ich möchte mal ein schönes Duett mit Florian singen. Ich hab da auch ein paar Sachen im Kopf …“
Florian Silbereisen zu BILD: „Vor meiner allerersten Samstagabendshow waren verständlicherweise viele Experten skeptisch. Ich war damals mit 22 Jahren der Jüngste auf diesem Sendeplatz. Stars haben abgesagt. Verantwortliche hatten Angst vor einem Flop. Wenige Sekunden nach meiner ersten Samstagabendshow hat sich dann Rudi Carrell beim Produzenten gemeldet und seine Unterstützung angeboten. Und er hat mich tatsächlich sehr intensiv unterstützt, indem er in Interviews über meine Show-Premiere gesprochen hat.“
Silbereisen erinnert sich: „Und das Schöne ist: Rudi Carrell musste nichts Nettes über mich sagen! Wir sind uns nur ein einziges Mal begegnet. Wir waren nicht befreundet. Wir haben nicht zusammen Golf gespielt oder gefeiert. Ich werde ihm ewig dankbar sein!“
Simone Carrell erinnert sich an ihren Mann
Anlässlich von Carrells Geburtstag erinnert sich bei BILD auch dessen dritte und letzte Ehefrau. Simone Carrell arbeitet heute als Oberkellnerin im Hamburger „Fischereihafen Restaurant“, sagt nachdenklich: „Natürlich denke ich jetzt ganz besonders an ihn. Mich sprechen immer sehr viele Gäste hier im Restaurant an: ‚Ach, ich habe ihren verstorbenen Mann gestern im Fernsehen gesehen.‘“
Und weiter: „Wenn ich Fernsehsendungen sehe, denke ich häufig: ‚Na, was würde Rudi jetzt dazu sagen? Wie findet er das? Was würde er dem Moderator für einen Tipp geben?‘ Und ich erinnere mich daran, dass er natürlich auch recht gehabt hat mit der Tatsache, dass er als Wiederholung im Fernsehen weiterleben wird. Darüber hat er sich gefreut.“
An Rudis Todestag geht seine Witwe essen
An Rudis Todestag hat sie sich freigenommen. „Eigentlich wollte ich ans Grab nach Bremen fahren. Aber meine Bremer Freunde sind im Urlaub, deswegen werde ich einfach in Hamburg bleiben und mit einer Freundin essen gehen. Dann stoßen wir auf Rudi an. Und ich hoffe, dass er mit seinem langjährigen Freund Rüdiger Kowalke im Himmel einen Aal isst.“
Die Witwe weiter: „Es wäre es schön gewesen, wenn wir noch ein paar mehr gemeinsame Jahre gehabt hätten. Aber wie Rudi so schön gesagt hat: ‚Das Leben schreibt immer ein anderes Drehbuch.‘“
Gab es je wieder einen Mann in ihrem Leben? Simone Carrell: „Rudi hätte nicht gewollt, dass ich allein bleibe. Aber das hat sich nie ergeben. Ich bin jetzt auch nicht auf der Suche. Wenn jemand kommt, warum nicht?“
Ihre schönste Erinnerung an Rudi?
Simone: „Die letzte ‚Goldene Kamera‘ 2006 in Berlin, die Szene habe ich auch auf der Festplatte. Wir waren vorher im Urlaub. Er war ja schon krank und wusste, dass es sein letzter Fernsehauftritt wird. Er sprach mit dünner Stimme. Als er fertig war, ist er unter tosendem Applaus nach vorn gekommen, hat mich in den Arm genommen und gedrückt.“
Vom Krankenbett verfolgte Rudi noch die Fußball-WM 2006. Simone: „Er bekam Schmerzmittel, schaute aber noch die Spiele. Am 7. Juli starb er. Holland war raus. Deutschland war raus. Dann war auch Rudi raus.“
Ihr persönliches Fazit: „Er hat den Krebs bis zuletzt mit Humor genommen und gelacht. Rudi hat seinen Grabstein noch selbst gewählt. Er ist damit ganz souverän umgegangen und hat zufrieden auf sein Leben zurückgeblickt.“