Das letzte TV-Duell: Merz spricht vom Tod, Scholz denkt wirklich, er wird Kanzler

Am Mittwoch ist der Endspurt des kurzen Winterwahlkampfs eingeläutet worden: Das letzte Kanzlerduell vor der Bundestagswahl zwischen Olaf Scholz (SPD) und Unions-Herausforderer Friedrich Merz,

moderiert von Bild-Chefredakteurin Marion Horn und Welt-Chefredakteur Jan Philipp Burgard.

Es war schon am Nachmittag im Welt-Studio in Berlin aufgezeichnet worden und wurde am Abend ausgestrahlt.

Wir waren bei der TV-Aufzeichnung im Axel-Springer-Neubau dabei.

Das letzte TV-Duell: Merz spricht vom Tod, Scholz denkt wirklich, er wird  Kanzler

Das Duell war insgesamt schnelllebiger als die vorhergegangenen – und persönlicher. Über Strecken wirkte es so, als hätte Scholz endlich seine Rolle gefunden. Vier Tage vor der Bundestagswahl gab sich der noch amtierende Bundeskanzler angriffslustig, vergleichsweise nahbar und größtenteils souverän. Damit verfestigt sich der Eindruck der vergangenen Debattenformate, in denen der Kanzler auch durch seine Körpersprache demonstriert hatte, dass er sich als Herausforderer sieht. Ein Herausforderer, der fest davon auszugehen scheint, noch immer eine realistische Chance auf die Kanzlerschaft zu haben.

Merz zeigte sich von seiner menschlichen Seite: Er erzählte von familiären Schicksalsschlägen, ließ sich von Scholz nicht aus der Ruhe bringen. Er verfolgte seine in den vorherigen Duellen genutzte Taktik, Unterschiede zu markieren, ohne zu aggressiv aufzutreten, weiter.

Das Duell - Scholz gegen Merz: Kleiner Ausschnitt zum Thema Migration

Scholz erntet Lacher, als er behauptet, Fehler zugeben zu können

Zu Beginn sieht man den müden Gesichtern der Kandidaten an, dass der Wahlkampf sie gezeichnet hat. Zum Aufwärmen werden sie gefragt, wie die Stimmung im Lande sei – Scholz hält sie für „ganz gut“, denn „Wahlkampf macht mir Spaß“, Merz beschreibt sie als „gespannte Aufmerksamkeit“.

Der CDU-Kanzlerkandidat spricht, auf die schlechten Umfragewerte bei Frauen angesprochen, von „Merz-Bashing“, es habe sich ein Bild von ihm verfestigt. Er versuche jedoch, das Gegenteil zu beweisen. Scholz wird gefragt, ob er Schwierigkeiten damit habe, Fehler zuzugeben, was er brüsk von sich weist – und sich damit einen Selbstwiderspruch leistet.

TV-Duell: Aussagen von Scholz und Merz im Faktencheck - ZDFheute

Im Live-Publikum außerhalb des Studios, das mehrheitlich aus Journalisten besteht, wird darüber gelacht. Wer Verantwortung habe, sagt Scholz, müsse Fehler zugeben, das sei sonst „irritierend“. Er selbst ziehe die Konsequenz, in seiner nächsten Amtszeit nicht immer zu warten, bis in der Regierung Konsens bestünde. Das ist fast ein Fehlereingeständnis: Es gab nicht genug Führung vom Kanzler.

Dann wird es privat. Die beiden werden gefragt, welche Schicksalsschläge sie am meisten geprägt hätten. „Ich hatte ein ziemlich glückliches Leben“, sagt Scholz, auch habe er Glück in der Liebe gehabt. Merz schlägt einen ganz anderen Ton an, erzählt von seiner jüngsten Schwester, die im Alter von 21 Jahren bei einem Unfall ihr Leben verlor und seinem Bruder, der früh an Multiple Sklerose erkrankte und vor seinem 50. Geburtstag starb. Dies habe in Merz’ Familie „tiefe Spuren“ hinterlassen.

Merz erteilt Koalition mit der AfD erneut eine Absage

Im Folgenden führt Scholz aus, dass er von einer großen Zahl unentschlossener Wähler ausgeht. Viele Wähler würden erst in der Wahlkabine entscheiden, für wen sie stimmen, in einem Ausmaß, das es „ganz selten gab bei früheren Wahlen“. Merz kontert: „Da wird jetzt kein Wunder mehr passieren über die nächsten vier Tage. Ihre Kanzlerschaft dürfte am Sonntag beendet sein.“

Egal, von wem die nächste Regierung geführt sein wird, die Koalitionsoptionen sind bislang noch vollkommen unklar. Merz betont mehrfach, keine Zusammenarbeit mit der AfD zu wollen, weder direkt noch indirekt, Scholz hingegen schließt eine Zusammenarbeit mit BSW und Linken aus. Dies sei „außerhalb aller Debatten“, da beide Parteien die Ukraine „alleine lassen wollen“.

Erster Streit zwischen Scholz und Merz über das Bürgergeld

In einem Video-Einspieler wird dann der 58-jährige Frank vorgestellt, der nach familiären Problemen und Spielsucht Bürgergeld bezieht. Er habe kein wirkliches Leben, aber sich mit der Situation arrangiert. Er würde nicht arbeiten gehen wollen, nur um einen Job zu haben.

Diese Haltung wird von beiden Kandidaten abgelehnt. Ein Streit entbrennt um die Frage, ob die öffentliche Hand Jobs für Bürgergeldempfänger schaffen sollte, um bei langfristiger Arbeitsverweigerung Sanktionsmöglichkeiten zu haben. Scholz ist dafür, Merz angesichts von 700.000 unbesetzter Stellen dagegen. Bild-Chefin Horn spricht davon, dass jeder einen Frank kenne, einen Bürgergeld-Bezieher, der nicht arbeiten wolle. CDU-Politiker Merz macht deutlich, dass er den Namen Bürgergeld abschaffen wolle und ihn durch Grundsicherung ersetzen – Bürgergeld klinge zu sehr nach einem bedingungslosen Grundeinkommen.

Scholz schließt Mehrwertsteuererhöhung aus

Auch bei dem Umgang mit den zu hohen Lebensmittelpreisen werden Differenzen sichtbar. Merz will die Energiepreise senken und eine „Bresche schlagen in die Bürokratie“. Scholz will die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel senken. Gehen die beiden denn überhaupt selbst Lebensmittel einkaufen? Merz will das zuletzt im Dezember vergangenen Jahres getan haben, für seine Berliner Wohnung kaufe er die Lebensmittel immer selbst. Bei Scholz sei das schon länger her, erklärt er, er trage aber immer Bargeld bei sich.

Marion Horn kritisiert, dass die Wahlprogramme aller Parteien nicht gegenfinanziert seien. Wie sollen Steuersenkungen gegenfinanziert werden – etwa mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer? „Ich möchte sie nicht erhöhen“, sagt Merz, „das wäre der falsche Weg“. Auch auf Nachfrage legt er sich nicht fest, ob das bedeutet, dass er eine Erhöhung nicht vorhat. Scholz ist in dieser Frage viel offener, er schließt eine Mehrwertsteuererhöhung aus. Denn die SPD könne am besten mit Geld umgehen, so Scholz. Das hatte er schon häufiger auf Wahlkampfveranstaltungen gesagt. Das Image seiner Partei, zu lose mit den Staatsausgaben umzugehen, will er wohl offensiv verändern – die Pläne der Union kosteten 100 Milliarden Euro. Merz befindet das für einen „Kalauer“.

Merz über Migration: Zwischen ihm und Scholz gebe es einen Dissens

Der letzte thematische Block befasst sich mit der Migrationspolitik, die nach wie das wichtigste Thema für die Deutschen ist. Nach einem Einspieler über eine Zeugin des jüngsten Terroranschlages eines abgelehnten Asylbewerbers, bei dem in München ein Kleinkind und seine Mutter ermordet wurden, wiederholt Olaf Scholz, dass die Polizei alle Erkenntnisse nutzen solle. Taten wie der Anschlag in München müssten hart bestraft werden.

Vor dem Hintergrund eines Bild-Artikels über den Anschlag mit dem Titel „Ende einer Duldung“ erklärt Merz seine Partei für „mitverantwortlich“ für die Fehler in der Migrationspolitik. Er wolle diesen Weg nun korrigieren. Zwischen ihm und Scholz gebe es einen Dissens, wie viele Leute nach Deutschland kommen dürften und darüber, ob es Zurückweisungen an den Grenzen geben müsste. Dänemark könnte hier als Vorbild fungieren, so Merz.

Merz: Grüne anderer Meinung darüber, „wie die Gesellschaft zusammengesetzt sein sollte“

Im darauffolgenden Teil gehen politische und persönliche Fragen wild durcheinander. Moderatorin Horn will von Scholz wissen, was er dem Vater des in München getöteten Kindes sagen würde, worauf er entgegnet, dass er sein Mitgefühl zum Ausdruck bringen würde.

Dann geht es darum, dass viele der Opfer der vergangenen Anschläge selbst Migranten waren, man deswegen als Gesellschaft gemeinsam berührt sei. Danach fragen die Moderatoren die Kandidaten, ob sie die Duldung von abgelehnten Asylbewerbern abschaffen würden. Selbst Merz, der sich besonders seit dem Attentat von Aschaffenburg als migrationspolitischer Hardliner positioniert hat, spricht nur von den etwa 500 Gefährdern und verurteilten Straftätern, die er zurückführen wolle. Ein Ja ist das nicht.

Immer noch hole Deutschland Menschen aus Afghanistan, während andere Länder dorthin abschieben, sagt Merz. Das kommentiert er mit den Worten: „Sind wir denn wahnsinnig geworden?“ Insbesondere mit den Grünen sei es nicht möglich gewesen, die Migrationspolitik zu ändern, da sie anderer Meinung seien, „wie die Gesellschaft zusammengesetzt sein sollte“. Moderator Burgard bringt die gestiegene Gefahr des Islamismus auf, zitiert das Berliner-Zeitungs-Interview mit der Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel, die von Berliner No-Go-Areas für Juden und Homosexuelle sprach. Merz reagiert darauf lediglich mit einer Forderung nach lückenloserer Überwachung. Es gebe „zu viel Datenschutz“, auch bei der Zusammenarbeit zwischen den Behörden.

Zum Schluss der Sendung werden die beiden Kandidaten gefragt, ob sie selbst mit AfD-Sympathisanten Kontakt hätten. Scholz sagt, er kenne keine persönlich, Merz erklärt, er habe im Bekanntenkreis AfD-Sympathisanten gehabt, sie jedoch davon überzeugt, die CDU zu wählen. Die beiden Kandidaten schütteln noch einmal die Hände, gehen auseinander. Schon am Sonntag wird sich zeigen, wessen Wahlstrategie aufgegangen ist.

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