Heute wäre Rudi Carrell 90 geworden: Florian Silbereisen war sein größtes Ass im Ärmel

Er produzierte TV-Hits am laufenden Band. Und hat sogar noch seinen potenziellen Nachfolger ernannt.

Am 19. Dezember wäre der große Entertainer Rudi Carrell 90 Jahre alt geworden. 2006 erlag der Showmaster im Alter von 71 Jahren seiner Lungenkrebs-Erkrankung.

Doch sein künstlerisches Erbe lebt bis heute weiter – auch durch jüngere Talente wie Florian Silbereisen, den Carrell noch als seinen Nachfolger auserkoren hat.

Der große TV-Durchbruch: Rudi mit seinen Assistentinnen 1978 in der Sendung „Am laufenden Band“

Der große TV-Durchbruch: Rudi mit seinen Assistentinnen 1978 (damals 44) in der Sendung „Am laufenden Band“

Foto: picture-alliance / dpa

„Man kann nur das aus dem Ärmel schütteln, was man vorher auch hineingesteckt hat“, war stets der Leitspruch von Carrell. Dass Silbereisen ein solches Ass im Ärmel für das Deutsche Fernsehen ist, hat Rudi schon sehr früh erkannt.

„Eigentlich hatte ich schon geglaubt, mein Beruf ist ausgestorben. Aber der Florian macht wieder Mut!“, sagte er in einer Doku über seinen Kollegen. „Mein Wunsch ist, ich möchte mal ein schönes Duett mit Florian singen. Ich hab da auch ein paar Sachen im Kopf …“

Florian Silbereisen zu BILD: „Vor meiner allerersten Samstagabendshow waren verständlicherweise viele Experten skeptisch. Ich war damals mit 22 Jahren der Jüngste auf diesem Sendeplatz. Stars haben abgesagt. Verantwortliche hatten Angst vor einem Flop. Wenige Sekunden nach meiner ersten Samstagabendshow hat sich dann Rudi Carrell beim Produzenten gemeldet und seine Unterstützung angeboten. Und er hat mich tatsächlich sehr intensiv unterstützt, indem er in Interviews über meine Show-Premiere gesprochen hat.“

1995: Florian Silbereisen (damals 14) als junges, aufstrebendes Musiktalent. Wenige Jahre später ergatterte er seine erste Samstagabend-Show – unter anderem mit der Unterstützung von Rudi Carrell
1995: Florian Silbereisen (damals 14) als junges aufstrebendes Musiktalent. Wenige Jahre später bekam er seine erste Samstagabendshow – und etablierte sich auch durch die Unterstützung von Rudi Carrell

Foto: picture alliance / Zichy, Reinhard

Silbereisen erinnert sich: „Und das Schöne ist: Rudi Carrell musste nichts Nettes über mich sagen! Wir sind uns nur ein einziges Mal begegnet. Wir waren nicht befreundet. Wir haben nicht zusammen Golf gespielt oder gefeiert. Ich werde ihm ewig dankbar sein!“

Simone Carrell erinnert sich an ihren Mann

Anlässlich von Carrells Geburtstag erinnert sich bei BILD auch dessen dritte und letzte Ehefrau. Simone Carrell arbeitet heute als Oberkellnerin im Hamburger „Fischereihafen Restaurant“, sagt nachdenklich: „Natürlich denke ich jetzt ganz besonders an ihn. Mich sprechen immer sehr viele Gäste hier im Restaurant an: ‚Ach, ich habe ihren verstorbenen Mann gestern im Fernsehen gesehen.‘“

Heute arbeitet Simone Carrell (54) ganz bescheiden als Oberkellnerin im "Fischereihafen Restaurant"
Heute arbeitet Simone Carrell (54) als Oberkellnerin im „Fischereihafen Restaurant“, hier mit Inhaber Dirk Kowalke (53). Sein Vater, Fischpapst Rüdiger Kowalke (†72), war ein enger Freund von Rudi

Foto: Andreas Costanzo

Und weiter: „Wenn ich Fernsehsendungen sehe, denke ich häufig: ‚Na, was würde Rudi jetzt dazu sagen? Wie findet er das? Was würde er dem Moderator für einen Tipp geben?‘ Und ich erinnere mich daran, dass er natürlich auch recht gehabt hat mit der Tatsache, dass er als Wiederholung im Fernsehen weiterleben wird. Darüber hat er sich gefreut.“

Rudi mit Ehefrau Simone 2003 beim  Deutschen Fernsehpreises - zusammen mit seinen Töchtern Annemieke (l.) und Caroline (r) aus erster Ehe
Rudi mit Ehefrau Simone (2. v. r.) 2003 beim Deutschen Fernsehpreis zusammen mit seinen Töchtern Annemieke (heute 65, l.) und Caroline (heute 61, r.). Sie stammen aus erster Ehe mit Truus de Vries. Aus seiner zweiten Ehe hat er noch Sohn Alexander

Foto: picture-alliance / dpa

An Rudis Todestag geht seine Witwe essen

An Rudis Todestag hat sie sich freigenommen. „Eigentlich wollte ich ans Grab nach Bremen fahren. Aber meine Bremer Freunde sind im Urlaub, deswegen werde ich einfach in Hamburg bleiben und mit einer Freundin essen gehen. Dann stoßen wir auf Rudi an. Und ich hoffe, dass er mit seinem langjährigen Freund Rüdiger Kowalke im Himmel einen Aal isst.“

Das Grab von Rudi Carrell  und seiner Frau Anke auf Friedhof Heiligenfelde in Syke bei Bremen
Der Grabstein von Rudi Carrell auf dem Friedhof Heiligenfelde in Syke bei Bremen. Er wurde in einer Urne beigesetzt. Neben ihm ruht seine zweite Ehefrau Anke (†59). Sie starb 2000

Foto: face to face

Die Witwe weiter: „Es wäre es schön gewesen, wenn wir noch ein paar mehr gemeinsame Jahre gehabt hätten. Aber wie Rudi so schön gesagt hat: ‚Das Leben schreibt immer ein anderes Drehbuch.‘“

Gab es je wieder einen Mann in ihrem Leben? Simone Carrell: „Rudi hätte nicht gewollt, dass ich allein bleibe. Aber das hat sich nie ergeben. Ich bin jetzt auch nicht auf der Suche. Wenn jemand kommt, warum nicht?“

2003 auf dem Golfplatz von Timmendorfer Strand an der Ostsee. Rudi liebte Golfen, lernte auf dem Platz auch Ehefrau Simone kennen
2003 auf dem Golfplatz vom Timmendorfer Strand an der Ostsee. Rudi liebte Golfen, lernte auf dem Platz auch Ehefrau Simone kennen

Foto: Schneider-Press

Ihre schönste Erinnerung an Rudi?

Simone: „Die letzte ‚Goldene Kamera‘ 2006 in Berlin, die Szene habe ich auch auf der Festplatte. Wir waren vorher im Urlaub. Er war ja schon krank und wusste, dass es sein letzter Fernsehauftritt wird. Er sprach mit dünner Stimme. Als er fertig war, ist er unter tosendem Applaus nach vorn gekommen, hat mich in den Arm genommen und gedrückt.“

Vom Krankenbett verfolgte Rudi noch die Fußball-WM 2006. Simone: „Er bekam Schmerzmittel, schaute aber noch die Spiele. Am 7. Juli starb er. Holland war raus. Deutschland war raus. Dann war auch Rudi raus.“

Ihr persönliches Fazit: „Er hat den Krebs bis zuletzt mit Humor genommen und gelacht. Rudi hat seinen Grabstein noch selbst gewählt. Er ist damit ganz souverän umgegangen und hat zufrieden auf sein Leben zurückgeblickt.“ 

Rudi (r.) 1979 mit „Derrick“-Star Horst Tappert († 85, l.) und US-Schauspieler Karl Malden († 97, „Die Straßen von San Francisco“) bei der „Bambi“-Verleihung in München
Rudi (r.) 1979 mit „Derrick“-Star Horst Tappert (†85, l.) und US-Schauspieler Karl Malden (†97, „Die Straßen von San Francisco“) bei der Bambi-Verleihung in München

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