Der Journalist Thilo Mischke wird nach heftiger Kritik künftig doch nicht die ARD-Kultursendung „ttt – titel thesen temperamente“ moderieren.
Das berichtete zuerst die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf eigene Quellen, mittlerweile hat die ARD die Meldung bestätigt.
Die Kulturchefinnen und -chefs der an der Sendung beteiligten Landesrundfunkanstalten hätten entschieden, von Mischke als Moderator abzusehen, gab die ARD am Samstagmittag bekannt.
Der 43-Jährige sei ein anerkannter Journalist und mehrfach preisgekrönter Reporter. „Doch die in den vergangenen Tagen entstandene heftige Diskussion um die Personalie überschatte die Themen, die die ARD mit der Sendung und Marke ,ttt’ transportieren wolle, heißt es im Statement.
Mischke und die ARD seien sich einig, „dass es nun vor allem darum geht, einen weiteren Rufschaden von ,ttt’ und Thilo Mischke abzuwenden“. Der Journalist selbst befinde sich in einem andauernden Prozess der Auseinandersetzung mit den Ereignissen und werde sich zu gegebener Zeit selbst zur Sache äußern.
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Man setze auf einen „respektvollen, menschlichen Umgang“, ließ sich die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl zitieren, das gelte auch bei aller Kritik. „Daher haben wir in den vergangenen Tagen viele Gespräche geführt, auch mit Thilo Mischke, den wir sehr schätzen. Diese setzen wir in den nächsten Tagen fort und werden gemeinsam mit Thilo Mischke die Thematik journalistisch aufarbeiten“, so Strobl.
Mischkes erste „ttt“-Sendung sollte am 16. Februar von der Berlinale gesendet werden. „ttt“ zählt zu den bekanntesten Kultur-Formaten in der ARD. Die Sendung gibt es seit 1967.
Zuvor hatten sich zahlreiche Kulturschaffenden mit einem offenen Brief an die Programmverantwortlichen der beteiligten öffentlich-rechtlichen ARD-Häuser gegen ein Engagement von Mischke als Moderator des ARD-Kulturmagazins ausgesprochen.
In dem vom „Tagesspiegel“ dokumentierten Brief heißt es, man sei bestürzt über die Personalentscheidung der ARD, mit der die Kultursendung nachhaltig beschädigt werde. „Eine Zusammenarbeit mit Thilo Mischke als Moderator der Kultursendung ‘ttt – titel thesen temperamente’ schließen wir deshalb für uns aus.“
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Mischke, der unter anderem durch seine Arbeit für ProSieben bekannt wurde, ist wegen früherer Äußerungen, die als sexistisch wahrgenommen wurden, umstritten.
Die ARD erklärte in Reaktion auf Kritik an der Personalentscheidung, seit der Veröffentlichung seines Buches „In 80 Frauen um die Welt“ habe sich Mischke selbstkritisch mit den Vorwürfen auseinandergesetzt, ein sexistisches Frauenbild vermittelt und eine teils rassistische Sprache benutzt zu haben. Er habe sich mehrfach für seine Ausdrucksweise entschuldigt.
Mehrfach ausgezeichnter Journalist
Vor Weihnachten hatte die ARD bekanntgemacht, dass Mischke ab Mitte Februar mit Siham El-Maimouni die Moderation der Sendung übernimmt, die traditionell sonntags am späten Abend im Ersten ausgestrahlt wird. Zudem starte Mischke einen Kultur-Podcast mit Jule Lobo. Auf Instagram machte Mischke seine neue Aufgabe auch bekannt. Seither hatte er sich dort nicht mehr zu dem Fall geäußert.
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Mischke ist seit Jahren vor allem durch Reportagen für den privaten Fernsehsender ProSieben bekannt. Er gewann 2023 den Deutschen Fernsehpreis für seine ProSieben-Reportage „Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban“.
Vor der vergangenen Bundestagswahl interviewte Mischke im April 2021 für ProSieben die damals erst frisch gekürte Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (Grüne). 2020 gewann er den Bayerischen Fernsehpreis für seine ProSieben-Reportage „Deutsche an der ISIS-Front“ über Menschen, die für die Terrormiliz Islamischer Staat in den Krieg ziehen.
Wie die ARD bekanntgab, soll Siham El-Maimouni „ttt“ ab dem 16. Februar allein moderieren. (Tsp, dpa, epd)